Prozesse der Selbstorganisation
für die Arbeitswelt von morgen

Eine Online-Vortrags-Reihe der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Kooperation mit der Nördlichen Arktischen Föderalen Lomonossow-Universität und dem Deutsch-Russischen Forum.

Die Arbeitswelt war schon immer ein Schauplatz von Kooperation und Konflikten und ihre Ausgestaltung und Inszenierung ein Spiegel der Gesellschaft. Fortwährend lässt sich ein Wechsel zwischen Fortschrittsvisionen und Dauerkrisen, zwischen Wohlstand und Prekarisierung, zwischen Handwerker*innen und High-Tech-Arbeiter*innen erkennen!

  • Wie sehen die aktuellen Herausforderungen aus?
  • Welchen Stellenwert hat Wahl- und Entscheidungsfreiheit und wie passen die Ansätze der Gruppendynamik und Prozessorientierung in eine Arbeitswelt, die nach wie vor und mehr denn je von einer (unterkomplexen) kausalen Logik von Ursache und Wirkung getrieben ist?
  • Welche Werte, welche Haltungen werden in die Arbeitswelt von morgen getragen?

Programm

Wir denken gern in Polaritäten und aktuell stellen wir die Hierarchie der Selbstorganisation als scheinbar unvereinbar gegenüber. Weil die Arbeit so viel komplexer und die Umwelt deutlich unsicherer geworden sind, stehen nicht mehr Funktionalität und langfristige Planbarkeit im Vordergrund, sondern Engagement, Kreativität und Freiwilligkeit.
Es stimmt, dass die Neudefinition von Arbeit ohne das Thema Selbstorganisation nicht mehr denkbar ist. Das gemeinsame Arbeiten aller Beteiligten auf Augenhöhe und die Vorstellung, dass alle Menschen miteinander gern kooperieren, kommunizieren und sich gegenseitig vertrauen, gehört jedoch in das Reich der Wunschvorstellungen und hat mit der Realität wenig gemein.
Anhand eines Modells wird vorgestellt, dass wir bereits weit mehr Kooperationsformen als lediglich Hierarchie verinnerlicht haben, dass jede dieser Kooperationsformen «die Fehler ihrer Tugenden haben», und dass Selbstorganisation eine andere Dimension und nochmals deutlich komplexer ist. Was aber macht Selbstorganisation wahrscheinlich und unter welchen Bedingungen sind die Individuen willens und in der Lage, sich in der notwendigen Offenheit aufeinander einzulassen?

Zeit:
Mittwoch, 26. Mai 2021: 16:30-18:00

Vita:
Prof. Dr. Olaf Geramanis ist Leiter des MAS Change und Organisationsdynamik am Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung ISOS, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW sowie Tagungsleiter der Changetagung

Er ist Dozent für angewandte Gruppendynamik und personenorientierte Beratung, Doktor der Philosophie, Diplompädagoge (univ.), Coach, Supervisor und Organisationsberater (BSO), Lehr-Trainer für Gruppendynamik (DGGO). Seine Themenschwerpunkte sind: Führungsberatung, Team- und Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Prozesse der Selbstorganisation und Selbststeuerung, Verhaltenstrainings Soziale Kompetenz

Der Vortrag behandelt den Ansatz der Autorin zum Problemfeld der Beziehungen zwischen den Generationen sowie deren Spezifik in den Wechselbeziehungen von Subjekten auf den verschiedenen Ebenen des sozialen Milieus: Mikrosystem (Familie, Klasse, Gruppe, Organisation), Mesosystem (Wechselwirkungen von Mikrosystemen: Familie und Schule, Gruppe und Organisation); Exosystem (Gesellschaft – Staat/Land, Stadt/Dorf); Makrosystem (Kultur; Werte; ethnokulturelle Besonderheiten).

Zeit:
Montag, 31. Mai 2021: 16:30-18:00

Vita:
Margarita Postnikova, Prof. Dr. habil. psych., Lehrstuhl für Pädagogik der Nördlichen Arktischen Föderalen Universität Archangelsk, Mitglied des Russischen Professorenverbandes, Autorin von über 120 wissenschaftlichen Publikationen, darunter auch Monographien und Aufsätze in führenden in- und ausländischen Fachzeitschriften; wissenschaftliche Betreuerin der Master- und Promotionsarbeiten; Leiterin der von russischen Wissenschaftsstiftungen und dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft geförderten Projekten.
Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich Psychologie der Generationenbeziehungen; Werte der Generationen im modernen Russland; Lehrerausbildung im Rahmen der Modernisierung des Bildungssystems.

Der Vortrag greift das Thema Vertrauensverlust in Organisationen auf und erläutert dessen Hintergründe. Mitarbeitende und Führungskräfte zahlen in unterschiedlichen Rollen unterschiedliche psychosoziale Preise in der postmodernen Arbeitswelt. Es werden Konzepte von Vertrauen dargestellt, die Entwicklung von Vertrauen beschrieben und die Bedeutung des Faktors Vertrauen für die Gesundheit der Organisationsmitglieder herausgearbeitet. Ausgehend von der aktuellen Vertrauensdebatte wird ein Plädoyer für eine angemessene Balance zwischen Vertrauen und Misstrauen in Organisationen erarbeitet.

Zeit:
Mittwoch, 9. Juni 2021: 16:30-18:00

Vita:
Heidi Möller, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych., Psychoanalytikerin, Organisationsberaterin, Supervisorin und Coach, Lehrtherapeutin für Tiefenpsychologie und Gestalttherapie. Professorin für Theorie und Methodik der Beratung an der Universität Kassel, Institut für Psychologie. Leiterin zahlreicher Studiengänge u.a. Leiterin des postgradualen Studiengangs Coaching, Organisationsberatung, Supervision (COS) www.unikims.de/COS.

Die Arbeitswelt gilt klassischerweise als Ort der Vernunft und Sachlichkeit. Gefühle sollen Privatsache bleiben, können zuhause in der Familie oder unter Freunden gezeigt werden, aber nicht in Organisationen und Unternehmen. Im Vortrag wird die These entwickelt, dass sich ohne die Akzeptanz und passende Kommunikation von Gefühlen keine Rationalität generieren kann. Gerade in einer Welt, die hinsichtlich ihrer Herausforderungen immer komplexer wird, ist der kontextangemessene Einbezug der Emotionalität nicht nur Voraussetzung für gelingendes Leben, sondern auch für erfolgreiches Arbeiten.“

Zeit:
Montag, 20. September 2021: 16:30-18:30

Vita:
Heiko Kleve, Prof. Dr. phil., Soziologe und Sozialpädagoge sowie systemischer Berater, Coach, Supervisor und Mediator. Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien, WIFU – Wittener Institut für Familienunternehmen, Wirtschaftsfakultät, Universität Witten/Herdecke. Autor bzw. Herausgeber von 12 Büchern und zahlreichen Beiträgen zur systemischen und postmodernen Theorie und Praxis in den angewandten Sozialwissenschaften (z.B. zur Sozialen Arbeit, systemi-schen Beratung und Aufstellungsarbeit). Kontakt und weitere Informationen über www.heiko-kleve.de.

Die sogenannte „Primäre Aufgabe“ ist ein zentrales Konzept im gruppendynamischen resp. gruppenanalytischen Verständnis von Arbeitsteams. Sie ist durch das Organisationsziel und Organisationszweck gesetzt. Damit sind Team nicht einfach nur Gruppen, sondern solche, die über die Organisation an die Arbeitswelt und deren Dynamik angeschlossen sind. Ein Gutteil gruppendynamischer Prozesse lässt sich als der Versuch verstehen, mit der Angst und der Unsicherheit umzugehen, die von dieser primären Aufgabe (dem „primären Risiko“) ausgeht. Damit ist die „Primäre Aufgabe“ ein wichtiges Brückenkonzept, welches die Psychodynamik und Soziodynamik in Teams und Organisationen miteinander verbindet. In ihr spiegeln sich latente Dynamiken in Teams und Anforderungen der modernen Arbeitswelt. Das Konzept der „primären Aufgabe“ kann um die Begriffe der „sekundären“ und „tertiären Aufgabe“ erweitert werden, um die die z.T. zuwiderlaufenden Aufgaben in Teams besser zu verstehen. Die Herausforderung für Teams und deren Führung besteht darin, diese drei Aufgaben, diese Aufgabentriade in Passung zu bringen, kurz: zu triangulieren. Das wird exemplarisch an der Corona-Krise demonstriert.

Zeit:
Mittwoch, 29. September 2021: 16:30-18:00

Vita:
Busse, Stefan, Prof. Dr. rer. nat. habil. Dipl. Psychologe, Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida, Direktor des Institutes für „Kompetenz, Kommunikation und Sprachen“ (IKKS) und Studiengangsleiter der Zertifikatsstudienganges „Supervision und Coaching“ an der Hochschule Mittweida, Ausbildungsleitung bei Basta – Fortbildungsinstitut für Supervision und Coaching e.V. in Leipzig.

Aufgrund gesellschaftlicher Trends wie Globalisierung, Digitalisierung und demografischem Wandel werden Teams immer vielfältiger. Häufig wird davon ausgegangen, dass Diversität Teams effektiver macht: Es wird angenommen, dass diverse Teams kreativer denken und bessere Entscheidungen treffen. Aber Vielfalt macht die Zusammenarbeit auch schwieriger: Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Konflikten. In diesem interaktiven Vortrag erfahren Sie mehr darüber, was wir aus der Forschung über die Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit in diversen Teams wissen. Sie erfahren auch, wie Organisationen und Führungskräfte solche Teams unterstützen können und was Teammitglieder selbst tun können, um effektiv in vielfältigen Teams zusammenzuarbeiten.

Zeit:
Montag, 11. Oktober 2021: 16:30-18:00 Uhr

Vita:
Prof. Dr. Silja Kotte, Dipl.-Psych., Coach/Supervisorin DGSv, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Frankfurt am Main. Forschung und Lehre zu Gruppen- und Teamprozessen, Coaching, Personal- und Führungskräfteentwicklung. Langjährige Erfahrung als Beraterin und Trainerin im Profit-, Nonprofit- und öffentlichen Bereich.

Zeitraum / Ablauf:

26. Mai – 09. Juni sowie 20. September – 11. Oktober 2021

6 Online-Vorträge via ZOOM mit Simultan-Übersetzung (60min. Vortrag, plus 30min. Diskussion)
Zeit: jeweils 16.30 –18.00 Uhr (MEZ)

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Meeting-ID: 631 8089 4542
Kenncode: 648728

Zielgruppen:

Hochschuldozierende und Studierende der Masterstudiengänge der Sozial – und Geisteswissenschaften, Teilnehmende des Zertifikatskurses und Interessierte des Deutsch-Russischen Forums e.V. sowie Interessierte des MAS Change und Organisationsdynamik HSA/FHNW

Organisation:

Meine Empfehlung

Deckblatt mini-handbuch Gruppendynamik

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Olaf Geramanis (Hrsg.)

Zur Vorbereitung empfehle ich die Lektüre dieses Buches

CAS Teamdynamik

DIE gruppendynamische Fortbildung – startet am 4.10.2021
www.teamdynamik.ch

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